Zeit zum Besinnen!
In den Sommerferien ergibt es sich immer wieder, dass ich Zeit finde mich zu Besinnen. Dies geht vor allem dann sehr gut, wenn ich mit meiner Familie in fremde Länder Reise, in welchen nicht alles so abläuft wie ich es gewohnt bin. Dort wird man sich erst wieder so richtig bewusst, dass wir in der Schweiz in einem echten Paradies wohnen, indem alles funktioniert und von allem genügend vorhanden ist. Dies gilt es um jeden Preis zu schützen und vor allem gut zu hegen und zu pflegen.
Glaubt mir, ich wünschte beim schreiben dieser Zeilen, dass das Wasser endlich wieder fliessend und mit etwas Druck aus der Duschbrause kommt. Seit dem ganzen Aufenthalt im Heimatland meiner Frau, herrscht eine chronische Wasserknappheit. Warum dies so ist, weiss niemand genau, aber es ist einfach so. Die Venezolaner nehmen es gelassen und warten geduldig bis wieder Wasser aus den Rohren fliesst und nutzen das kühle Nass, wenn es dann wieder einmal da ist. Egal wie hoch sich der Schmutzwäscheberg zu Hause aufstapelt, keiner gerät aus der Fassung oder läuft deswegen in schmutzigen Kleidern herum. Im Gegenteil, der Venezolaner ist stehts gut gekleidet und achtet sehr auf sein äusseres.
Neben der latenten Wasserknappheit, hat sich leider auch noch vor lauter Hitze und der brütend heissen Sonne, die Airconditionanlage verabschiedet. Sie spendet keine kalte Luft mehr und die Reparatur lässt länger auf sich warten als geplant, wenn man überhaupt von einer Planung sprechen kann. Oftmals wird hier etwas abgemacht und keiner erscheint dann zum abgemachten Termin. Dies ist hier einfach so und scheint kein grosser Streit- oder Diskussionspunkt zu sein. Zurück zum fehlenden Kühl respektive Nass. Erst jetzt fühle ich mich irgendwie etwas hilflos und versuche mit Deo, Parfum und Trinkwasser aus Flaschen, die tägliche Körperhygiene einigermassen aufrecht zu erhalten. Wie das die immer gut gestylten Venezolanerinnen tun, ist mir ein Rätsel. Mir auf jeden Fall sieht man die etwas fehlende Körperhygiene an, habe mich aber damit abgefunden.
Ganz dumm ist es dann, wenn man aus unerklärlichen Gründen eine heftige Grippe einfängt, 39.5° Fieber bekommt und ein Arztbesuch unumgänglich wird. Um dort überhaupt eine Visite zu erhalten, setzt es jedoch ein Besuch beim Labor voraus, welches sich nicht wie bei uns im Spital oder beim Arzt befindet, sondern an einem ganz anderen Ort. Dort wird einem Blut abgenommen und Stunden später muss man die Laborresultate wieder abholen gehen, alles natürlich gegen Vorauszahlung. Dann erfolgt der Arztbesuch, natürlich immer alles mit einer langen Warterei verbunden, dieser sagt einem dann dass man einen Grippeinfekt hat und stellt ein Rezept aus. Die Visite beim Arzt muss Bar bezahlt werden und man muss jetzt noch in eine Apotheke die verschriebenen Medis abholen gehen. Wenn man Pech hat sind die Medis vergriffen und die Suche nach diesen geht weiter …
Das Leben hier ist nicht ganz einfach und vor allem mit viel Lehrlauf und Warten verbunden. Als Tourist geht das, man hat ja in seinen Ferien sowieso überflüssige Zeitressourcen. Um hier jedoch zu (Über-)leben braucht es einiges an Geduld, Durchhaltewillen und eine gewisse Hartnäckigkeit. Allen Venezolanern welche dies tagtäglich aufbringen gebührt grossen Respekt, ich würde dies wohl nicht aufbringen, denn ich bin zu fest an unser „verwöhntes“ System gewöhnt. Daher freue ich mich jetzt auch auf die warme Dusche mit Fliessend Wasser in der Schweiz!
Gruss aus meinen erlebnisreichen Ferien