Einheitskasse

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einheitskasseWir alle sind in der glücklichen Lage, mit einem der besten Gesundheitssysteme der Welt ausgerüstet zu sein. Daher erstaunt es auch nicht, dass wir eine der höchsten Lebenserwartungen aufweisen. Dies hat mit unserer hochstehenden medizinischen Leistung und der schnellen Zugänglichkeit unserer Bevölkerung zum Gesundheitswesen zu tun. Um diese hohe Qualität aufrecht zu erhalten, braucht es Infrastruktur, Fachpersonal und vor allem viel Geld um dies alles finanzieren zu können. Finanziert wird unser Gesundheitssystem über die Krankenkassen-Prämien, welche jährlich steigen und einen immer grösseren Teil des Haushaltbudgets auffressen. Humoristisch aber treffend sagt dazu Peach Weber folgendes: „Es kam vor, dass ich die Rechnung öffnete, meine Kundennummer sah und merkte, das war ja gar nicht die Kundennummer, sondern die Prämie!“ Nicht nur die Prämien, sondern auch die Gesundheitskosten steigen ungebremst, dies hat verschiedene Gründe respektive Kostentreiber. Die demografische Entwicklung spielt dabei eine grosse Rolle. Wir werden ständig älter, dabei treten Gebrechen und chronische Krankheiten häufiger auf. Die Gesellschaft beansprucht allgemein mehr Gesundheitsleistungen und die persönlichen Ansprüche sind dabei gestiegen. Alle wollen mit der besten Technik, am liebsten in der nächsten Umgebung behandelt werden, erwarten dank Fortschritt in der Medizin eine hohe Lebensqualität und dadurch auch eine längere Lebensdauer. Nun stellt sich die Frage, ob wir das qualitativ hochstehende aber immer teurer werdende Gesundheitssystem uns noch länger leisten können oder es nicht an der Zeit ist, das kranke System endlich wieder gesund zu pflegen?

Leider wurde es bisher verpasst echte Lösungen umzusetzen, stattdessen wurde lieber debattiert und verhindert, dies vor allem durch Politiker mit Verwaltungsratsmandaten bei Krankenkassen (KK). Denn diese vertreten die Interessen der KK mit aller Macht nicht nur im Parlament sondern auch in den zuständigen Ratskommissionen. Trotz allem verhindern, ist es unumstritten, dass wir rasche Reformen im Gesundheitswesen brauchen, damit wir die Kostenexplosion bremsen können. Nun versuchte die SP mit dem Vorschlag einer Einheitskasse, den fragwürdigen Wettbewerb in der Grundversicherung abzuschaffen, was sicher eine Überlegung wert ist. Denn unweigerlich stellt sich dabei die Frage, ob es Sinn macht, 61 KK einen Pseudowettbewerb austragen zu lassen, in welchem es darum geht, gegenseitig einander Jahr für Jahr „gesunden Risiken“ abzujagen? Aus meiner Sicht, macht ein Wettbewerb in der Grundversicherung, in welcher alle KK die gleiche Leistung anbieten, absolut keinen Sinn! Eine Einheitskasse (EK) für diesen Bereich ist viel sinnvoller, weniger Bürokratisch und auf Zeit sicher kostengünstiger. Ich höre bereits den Aufschrei der EK-Gegner, welche jetzt mit dem Argument kommen werden, dass die Verwaltungskosten nur 5 Prozent der Prämien ausmachen. Ich aber entgegne dem, bei der Annahme der EK, fallen pro Jahr nicht nur Werbung-, Akquisition- und Kassenwechselkosten von ca. 300 Mio. Franken, sondern auch Lohnkosten von Direktoren (Sfr. 250’000 – 1 Mio.) und Verwaltungsräte (Sfr. 30’000 – 100’000) weg. Denn von den 61 KK werden voraussichtlich nur noch etwa 20 KK überleben und im Zusatzversicherungsgeschäft tätig bleiben. Weiter werden auch die Quersubventionierungen von Zusatz- in die Grundversicherung oder umgekehrt wegfallen. Man kann davon ausgehen, dass bisher viele KK ihre Werbung, auch diese für die Grundversicherung aus der Zusatzversicherung bezahlt haben, was somit auch nicht mehr möglich sein wird. Wie man sehen kann, sind da noch mehr versteckte Kosten vorhanden als man wahrhaben möchte und somit noch mehr eingespart werden könnte.

Dass die Einsparungen nicht unmittelbar nach dem Systemwechsel erzielt werden ist klar, auch werden die Umstellungen ca. 5 Jahre dauern und Kosten verursachen. Mittel- und langfristig lohnt sich ein Systemwechsel aber auf jeden Fall, denn es entsteht dank der Aufhebung des Wettbewerbs ein erhebliches Potenzial für mehr Effizienz und bessere Versorgungsqualität. Von dieser profitiert nicht nur der Kunde sondern auch der Anbieter, welche beide nur die beste Behandlung wollen. Mit dem Wechsel zur EK, kann sich diese auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und muss nicht wie vorher den „guten Risiken“ nachjagen. Sie kann sich voll und ganz auf die Versorgung kranker Menschen konzentrieren, was absolut Sinn macht. Da sich die öffentliche Krankenkasse um alle Versicherten gleichermassen bemühen muss, kann es auch nicht mehr vorkommen, dass trotz gesetzlicher Aufnahmepflicht (Grundversicherung) eine ältere oder kranke Person fast keine Möglichkeit mehr hat, die KK zu wechseln oder einfach abgewimmelt wird. Des Weiteren werden nicht wie heute KK-Prämien für KK-Bürokratie eingesetzt, sondern für gute Gesundheitsleistungen. Was aber mit dem Systemwechsel sicher nicht wahrscheinlicht ist, dass dadurch die Prämien sinken werden.

Ich persönlich werde die EK-Initiative annehmen und hoffe dass es mir viele gleich tun. Mit grosser Sicherheit kann ich aber sagen, dass die Initiative leider abgelehnt wird, hoffentlich aber mit einem knappen Resultat. Somit können wir ein klares Zeichen setzten und die Parlamentarier in Bern dazu auffordern, uns endlich Lösungen zu präsentieren wie wir die steigenden Gesundheitskosten in den Griff bekommen. Denn niemand ist gewillt, weiterhin planlos ein krankes Gesundheitssystem zu finanzieren, es braucht konkrete Lösungen und zwar jetzt!