Kulturpreisverleihung 2011

By 0 Comment

Am Dienstagabend wurde Historiker German Vogt mit dem Kulturpreis der Stadt und Region Grenchen geehrt. Und die 19-jährige Ayça Bulut holt sich den Nachwuchsförderpreis. «Geschichte ist mehr als die blosse Wiedergabe von Quellen», stellte Stadtpräsident Boris Banga in seiner Rede im Schulheim Bachtelen fest.

Vergangenheit könne nicht abgebildet, sondern nur gedeutet und rekonstruiert werden, zitierte er unter anderen die Zürcher Historikerin Anna Pia Maissen, und verdeutlichte damit das Gewicht des Schaffens von Historiker German Vogt, dem diesjährigen Kulturpreisträger. «Die Kenntnis der eigenen Geschichte ist», wusste Banga, «von elementarer Bedeutung für die Gesellschaft.» Nur wer seine Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.

In der Laudatio hob der Stadtpräsident die Leistungen des 1929 geborenen Grenchners genauer hervor – etwa die Forschungen zur Grenchner Uhrengeschichte und die Untersuchung des Nationalsozialismus im Kanton Solothurn, für die Vogt 2008 mit dem Preis der Stiftung «Kreatives Alter» geehrt wurde. Banga lobte, dass German Vogt über einen besonderen Riecher für historische Quellen verfügt, und er wünsche ihm, dass ihm dieser Spürsinn noch lange erhalten bleibe. Preisträger German Vogt zeigte sich beinahe überwältigt von der grossen Ehre, die ihm zuteilwurde, und bedankte sich beim Stadtpräsidenten, den Behörden und seinen langjährigen Weggefährten – viele von ihnen ehemalige Schüler des einstigen Bezirksschullehrers – gleichermassen. Dann entführte der Preisträger das Publikum in die Geschichte der Uhr, von der Sonnenuhr bis zum Beinahe-Zusammenbruch der Schweizer Uhrenindustrie und der (Grenchner) Erfindung der Swatch. «Das zeigt», sagte Vogt, «dass in Grenchen nicht bloss saurer Wein gewachsen ist, sondern die Swatch.»

Von klein an Bewegungsmensch
Der Nachwuchsförderpreis geht an Ayça Bulut. Die 19-Jährige hat sich die Würdigung mit ihrem Engagement für die Tanz- und Hip-Hop-Kultur verdient. Als besonderes Geschenk erwies Ayça Buluts «Tanzfamilie» von der Tanzschule «Funky Flavor» in Solothurn der jungen Künstlerin die Ehre. Mit einer dynamischen und akrobatischen Show verlieh der Auftritt dem Abend eine hippe Note, was die Zuschauerinnen und Zuschauer zum Mitklatschen animierte. Die Laudatio für die Nachwuchsförderpreisträgerin hielt Matthias Meier-Moreno von der Kulturkommission: Ayça Bulut fing bereits mit 11 Jahren an, zu tanzen. Entdeckt wurde sie von Tanzlehrer Elvis Petrovic, der an der Preisverleihung trotz Verletzung ebenfalls mit seinen Schülerinnen und Schülern auf der Bühne «abrockte».

Ayça Bulut trainierte früher fast jeden Tag und gab ihr Wissen an jüngere Tänzer weiter. Im Moment ist sie daran, ihr eigenes CD-Projekt, eine R’n’B-Produktion, zu realisieren.
«Dieses ist sehr vielversprechend und der Beweis dafür, dass Ayça Bulut uns auch in Zukunft mit ihrer Vielfältigkeit überraschen wird. Man darf gespannt sein», lobte Meier-Moreno. Die Preisträgerin zeigte sich sichtlich geehrt. Sie sei ziemlich überrascht worden, «aber ich habe mich auch riesig gefreut».

Gegen Ende der Veranstaltung dankte die Moderatorin des Abends und Standortmarketingleiterin Barbara Pestalozzi Kohler noch den vielen Menschen, welche die Feierlichkeiten zum Volksfest «150 Jahre Einheit Italien» möglich gemacht hatten. Besonders und mit einer Ehrengabe verdankt wurden dabei Giovanni Porto und OK-Präsident Salvatore Faga. [Grenchner Tagblatt, 01.02.2012, Patrick Furrer]